Corazón – ein ganz besonderer Tervueren mit einer traurigen Geschichte
Heute möchte ich euch von einem Rüden aus unserer Zucht erzählen – sein Name ist Corazón de la Hacienda Pura Vida. Er wurde am 02.10.2014 zusammen mit seinen 6 Geschwistern nach unserer Hündin Sju Deabei und Haslan de Ceibe Lar geboren, ein ganz normaler Welpe ohne Auffälligkeiten.
Der zukünftige Besitzer war schnell gefunden und somit zog Corazón nach seiner Welpenzeit hier bei uns in sein neues Zuhause. Hier durfte er zusammen mit der Tervueren Hündin Anou auch sein Herrchen täglich mit zur Arbeit begleiten und wurde im Obedience erfolgreich ausgebildet.
Er entwickelte sich zu einem schönen, stattlichen Rüden mit einer kräftig roten Fell Pigmentation und einer dunklen Maske – so wie man sich einen Tervueren wünscht.
Die ersten Symptome begannen im September 2018 mit einigen Punkten um die Augen (weiße Haare). Er wurde vorsorglich dem Tierarzt vorgestellt.
Die Haut an den weißen Stellen wurde abgekratzt, auf Milben untersucht, etc. – nichts, Blutbild wurde wiederholt, auch keine Auffälligkeiten, keine Allergie. Etwas ratlos war der Tierarzt und meinte es können auch von der Psyche (Stress) kommen. Die Depigmentierung nahm zu, Corazón war ansonsten fit und munter – also erneut beim Tierarzt vorgestellt. Nach mehreren Besuchen dort wurde gesagt es könne eine Autoimmunerkrankung sein.
Er hat 2020 einen großen Schub bekommen und ist auch am Hinterkopf weiß geworden und hat einen Fleck auf dem Rücken. Corazón hatte 2022 dann ein komplett weißes Fell.
Die Diagnose Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) stand auch im Raum, worauf es auch hindeutet. Hierzu gibt es verschiedene Formen. Die einen Hunde haben weiße Flecken und andere verlieren komplett die Pigmentation – so wie im Fall von Corazón. Im Jahr 2022 wurde eine Augenerkrankung bei Corazón festgestellt, er produzierte zu wenig Tränenflüssigkeit – somit ein trockenes Auge.
Der Tierarzt sprach schlussendlich von einer möglichen VKH /UDS in Kombination mit einer Vitiligo Poliosis. Beim Hund spricht man bei dieser Krankheit vom „Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom“ das sich auch zu einem „Uveo-Dermatologischen Syndro“ entwickeln kann. Es handelt sich hierbei um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Pigmentzellen des Auges und der Haut durch weiße Blutkörperchen zerstört werden. Des weiteren besteht eine Uveitis, Vitiligo Poliosis (Ergrauen des Fells und der Haut) und Schwerhörigkeit. Diese Krankheit wurde bei Hunden 1929 das erste Mal beschrieben. Hauptsächlich tritt das VKH-Syndorm bei Akitas auf, aber auch bei Chow-Chows, Bernhardiner, Huskies, Shelties und dem Australischen Schäferhund wurde das VKH-Syndrom schon diagnostiziert. Beim Belgischen Schäferhund bisher nicht bekannt. Sie führt leider im Endstadium zum erblinden. Die Ursache dieser Autoimmunerkrankung ist bis heute noch nicht geklärt. Als Hautsymptome kommen Depigmentierung der Haut (Vitiligo) und Weißfärbung der Haare (Poliosis) an den Lidern, Nase, Lippen, Anus, Vulva Präputium, Ballen und Hodensack vor.
Was Corazón letztendlich genau hatte wird leider weiter ein Geheimnis bleiben.
Er wurde von seinen Menschen wirklich sehr geliebt, sie haben versucht ihm ein angenehmes Leben zu bereiten. Er durfte Hund sein, sie auf zahlreiche Urlaubsreisen begleiten, täglich mit seinem Herrchen unterwegs in der Natur. Es ging ihm sehr gut, hatte immer noch Spaß beim Obedience trainieren. Anfang 2024 hat er einen Hormonchip bekommen für die Wirkungsdauer von ½ Jahr.
Anfang Dezember 2024 reagierte Corazón mit anhaltenden Magenproblemen – Erbrechen und Durchfälle. Er wurde behandelt, sein Zustand war nicht stabil. Er erbrach immer wieder gelben Schleim (Magensaft, Galle) und durch die ständige Reizung natürlich auch dann mit Blut. Sein Durchfall schien im Griff zu sein, jedoch hat er rapide abgenommen und nur kleinste Mengen von selbstgekochtem Futter gefressen. Mal blieb es drin, mal ist nach einigen Stunden wieder ein Teil herausgekommen. Möglicherweise lag auch hier eine chronische Gastritis oder eine Krebserkrankung von Bauchspeicheldrüse oder Leber vor. Letztendlich werden wir es nie erfahren. Auf eine Pathologische Untersuchung wurde verzichtet.
Corazón durfte in den Armen seiner Besitzer am 30. Januar 2025 friedlich einschlafen. Danke nochmals Peter und Sylvia dass ihr mich immer auf dem Laufenden gehalten habt, wir uns alle an den kleinsten Strohhalm geklammert haben – doch es war die beste Entscheidung in in Frieden gehen zu lassen.
Zeigt ein Hund eine ähnliche Pigmentstörung, Auffälligkeiten würde ich immer die Schilddrüsenwerte gründlich bei einem kompetenten Tierarzt überprüfen lassen. Einen Test auf die Funktion der Nebennierenrinde (Morbus Addison) machen, Hormonstatus checken und die Bauchspeicheldrüse. Es wird oft Schilddrüsenerkrankung oder eine chronische Gastritis mit Vitiligo in Verbindung gebracht. Seid wachsam, bei meinen jahrelangen Recherchen bin ich durchaus auf einige belgische Schäferhunde mit dieser Erkrankung gestoßen.
Ich möchte noch kurz näher auf das Thema Pigmentstörungen eingehen.
Was sind Pigmentstörungen?
Pigmente (Farbstoffe im Organismus) sind für die Ausbildung der Farben u. a. des Fells, der Augen (Iris), des Nasenspiegels und der Lefzen verantwortlich. Die Intensität der Farbe hängt vom Melaningehalt in den sogenannten Basalzellen der Haut ab. Dieser ist wiederum abhängig von verschiedenen Faktoren wie den Gehalten an Carotinen oder Hämoglobin. Zudem spielen bei der Hautpigmentation auch die Hormone MSH (Melanin stimulierendes Hormon ) sowie ACTH eine wichtige Rolle, was die häufig enge Verknüpfung von Pigmentstörungen und hormonellen Störungen erklärt. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Pigmentstörungen: die Hyperpigmentation (Überpigmentierung) und die Hypopigmentation (Unterpigmentierung).
Bei der Hyperpigmentation handelt es sich um eine Verfärbung der Haut, die an der betreffenden Körperstelle dunkler als gewohnt auftritt. Häufiger ist die Hyperpigmentation allerdings die Folge einer chronischen Hauterkrankung, z. B. im Zusammenhang mit Allergien oder hormonell bedingten Erkrankungen (Endokrinopathien).
Die Hypopigmentation äußert sich durch einen Mangel an Farbe lokal an speziellen Körperpartien oder auch generalisiert am gesamten Fell. Die Ursache dieses Pigmentverlustes, der auf einen Mangel an Melanin in den Basalzellen zurückzuführen ist, läßt sich in fütterungsunabhängige und fütterungsabhängige Ursachen unterteilen.
Fütterungsunabhängige Ursachen für Pigmentverlust
- Angeborene Hypopigmentation (Vitiligo)
Diese angeborene Unterpigmentierung tritt entweder generalisiert als Pigmentmangel (Albinismus) oder lokal in Form von weißen Flecken bzw. Farbverlust meist im Bereich der Nase auf. Vermehrt betroffen hiervon sind z. B. Deutsche Schäferhunde und Dobermänner, wobei sich die Symptomatik häufig erst bis zum Alter von 3 Jahren ausbildet. - Pigmentverlust infolge von Entzündungen, Verletzungen und Allergien
Hierbei führt die Verletzung bestimmter Hautschichten zu der Farbveränderung. - Pigmentverlust an Lippen und Nasenspiegel infolge von Autoimmunerkrankungen
Bei einer Autoimmunerkrankung verkennt das Immunsystem körpereigene als körperfremde Stoffe und löst dadurch Abwehrreaktionen aus. Hierdurch werden eigene Körperzellen angegriffen, geschädigt bzw. zerstört. - Pigmentverlust infolge von Hormonstörungen
Hormonelle Probleme können augrund vielfältiger Ursachen auftreten. Z. B. durch Störungen des Ablauf der Läufigkeit, wenn diese „weggespritzt“ wurde oder bei körpereigenen Hormonumstellungen, die sich durch Scheinträchtigkeit, Gebärmutterentzündungen etc. äußern. Aber auch bedingt durch Hormontherapien des Tierarztes (Kortison, ACTH, Schilddrüsenhormone etc.). - Pigmentverlust nach Medikamentengaben (Wurmkuren, Penicillin, anderen Antibiotika, chemischen Flohbehandlungen etc.)
Hierbei wird infolge der Stoffwechselbelastung die Melaninspeicherung gestört. In diesem Fall reguliert sich der Stoffwechsel häufig innerhalb von 4-6 Wochen von allein, so dass es sich meistens um einen vorübergehenden Pigmentverlust handelt. - Erkrankungen oder Belastungen des Hundes, die zu einer Schädigung der Darmflora führen.
In diesem Fall kann es zu Resorptionsstörungen im Darm kommen. D. h., dass der Hund trotz ausreichender Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen, diese im Darm nicht aufnehmen kann. Hier kann eine sekundäre Mangelversorgung die Folge sein, die sich ebenfalls auf die Pigmentation des Hundes auswirken kann.
Fütterungssabhängige Ursachen für Pigmentverlust
- Hormonell bedingter Pigmentverlust durch Futter
Futter, das hormonhaltige Komponenten wie z. B. Geflügelköpfe etc. enthält, birgt die Gefahr von Pigmentverlust. Diese hormonhaltigen Substanzen sind auch im Organismus des Hundes aktiv und beeinträchtigen den gesamten Hormonstoffwechsel. So können sie auch z. B. eine Wirkung auf MSH (Melanin stimulierendes Hormon) und ACTH haben.
Fotos anbei vom Welpen bis zum kompletten Pigmentverlust von seinem Fell.





